Der THW Kiel ist die erste Adresse im deutschen Handball. In dieser Saison spielte das Team bislang aber nur selten so. In der Bundesliga mühte man sich häufig, in der Champions League kassierte man Pleite an Pleite. Bislang bewies Trainer-Legende Alfred Gislason zumindest öffentlich eine Engelsgeduld mit seinen Mannen. Er verwies auf den Umbruch, den sein Team erlebe und erinnerte daran, dass man in der Bundesliga konstant die ganze Spielzeit zum Spitzentrio gezählt habe. Doch jetzt hat der Isländer genug.
Eine Pleite zu viel für Gislasons ruhige und besonnene Art
Zuletzt verlor der THW Kiel wieder einmal in der Champions League. Es war schon die sechste Niederlage in der Königsklasse in dieser Spielzeit und die dritte zuhause. Nur spielte man beim jüngsten 21:24 nicht gegen ein echtes Spitzenteam, sondern gegen den dänischen Vertreter BSV Bjerringbro-Silkeborg. Jener ist zwar Meister in seinem Heimatland, aber gehört nicht zur europäischen Elite.
Er sei sehr enttäuscht, wie sich seine Mannschaft präsentiert habe, so der 57-Jährige. Nichts habe gestimmt. Dem Isländer stieß dabei vor allem das Unvermögen im eigenen Angriff auf. Die Offensive war stets der Stolz des THW Kiel – aber in dieser Saison ist gehörig Sand im Angriffsgetriebe der Schleswig-Holsteiner.
Gislasons Team gibt dem Trainer Rätsel auf
Wer Gislason zuhört, merkt zudem, dass der Isländer derzeit aus seiner Mannschaft nicht schlau wird. Er wisse nicht, weshalb seine Mannschaft so häufig eine Halbzeit stark spiele und wieso in der anderen Hälfte nichts klappe. Er verstehe auch nicht, weshalb die Spieler der zweiten Garnitur bislang so selten die Leistungen bringen konnten, die man von ihnen erwartet, gibt Gislason hinter vorgehaltener Hand schon länger zu. Jetzt ist er offenbar an den Punkt gelangt, an dem er sein Team auch öffentlich kritisiert, um eine bessere Leistung aus der Mannschaft herauszukitzeln. In ein paar Tagen spielt Kiel gegen den FC Barcelona – die Partie dürfte zeigen, ob die öffentlichen Äußerungen etwas gebracht haben.